Aufruf zur Sammelaktion Neopren – Was? Wann? Warum?
Bitte sammelt Eure alten Neoprenanzüge/Kopfkappen/Handschuhe und werft sie nicht einfach weg! Wir bringen sie zum Recyclen! Für Details siehe weiter unten unter „Was können wir Manatees machen?“.
Hintergrundwissen
Mit vulkanisiertem Gummi (Erfinder: Charles Goodyear, 1800-1860) stand bereits 1839 ein robustes wasserdichtes Material für Tauchanzüge zur Verfügung. Auf dessen Thermoeigenschaften kam es dabei nicht an, denn die Taucher konnten in diesem Trockenanzug wärmendes Wollzeug tragen.
Neopren, auch bekannt als Polychloropren, ist ein synthetisches Material, das 1930 von Wallace Carruthers entwickelt wurde, einem Wissenschaftler, der für die Firma DuPont arbeitete. Es wurde als synthetische Alternative und aufgrund der hohen Nachfrage nach Naturkautschuk entwickelt.
Seitdem schlüpfen Wassersportler wie Taucher und Surfer in Ganzkörperanzüge aus Polychloropren (Chloropren-Kautschuk), besser bekannt unter den Markennamen „Neopren“ (Hersteller: DuPont) oder „Baypren“ (Hersteller: Lanxess). Dabei handelt es sich um ein synthetisches Material, das 1930 von Wallace Carruthers entwickelt wurde, einem Wissenschaftler, der für die Firma DuPont arbeitete. Es wurde als synthetische Alternative und aufgrund der hohen Nachfrage nach Naturkautschuk entwickelt. Neoprenanzüge wurden erstmals 1952 von Hugh Bradner erfunden, weil er wollte, dass sich Taucher der US Navy unter Wasser wohlfühlen.
Produziert wird Neopren durch Polymerisation von Chloropren (2-Chlor-1,3-butadien; C4H5Cl) (Erdölbasis). Anders als die meisten anderen ungesättigten Elastomere lässt sich Polychloropren nicht mit Schwefel vulkanisieren; zum Einsatz kommen stattdessen Metalloxide (ZnO, MgO). Stabilisatoren wie Thiodiphenylamin verhindern die vorzeitige Polymerisation und machen es damit chemisch beständig und widerstandsfähig gegen Witterungseinflüsse. Wird das Vulkanisat schlussendlich mithilfe chemischer Treibmittel geschäumt, nimmt es jene Eigenschaften an, die es zur Thermoisolierung prädestinieren. Der Herstellungsprozess ist giftig und energieintensiv.
Alternativen
Eine vermeintliche Alternative in diesem Bereich sind Anzüge aus Geopren. Hier wird das Polychloropren nicht aus Erdöl sondern aus Kalksandstein gewonnen. Dessen Abbau bedarf jedoch, wie auch bei Erdöl, erheblicher Eingriffe in die Natur. Nachhaltig ist diese Art der Polychloroprengewinnung daher auch nicht wirklich, zumal der abgebaute Rohstoff nicht nachwächst.
Besser ist daher die Rückbesinnung auf nachwachsende, pflanzliche Rohstoffe. Erste Versionen basierten auf Guayule Basis. Guayule oder Mexikanische Gummipflanze (Parthenium argentatum) ist eine Pflanze aus der Familie der Korbblüter. Sie wird aufgrund ihres hohen Milchsaftgehaltes als eine der wenigen nicht-tropischen Kautschukpflanzen genutzt.
Die Firma Patagonia experimentiert schon seit einigen Jahren an seinem Öko-Wetsuit . 2013 stellte Patagonia in Kooperation mit der Firma Yulex einen Wetsuit vor, der zu 60 % auf Guayale-Basis und zu 40 % aus Neopren bestand. Damit war der erste Schritt zum Eco Wetsuit gelegt. In 2016 geht Patagonia nun großspurig offiziell mit dem ersten „neoprenfreien Anzug“ („ first neoprene free wetsuit “) in die Marketingoffensive. Anstatt Guayale wird Naturkautschuk verwendet. Dieser wird auf traditionelle Art aus der Rinde der Hevea-Pflanze gewonnen. Durch Schnitte in die Rinde fließt der Milchsaft herab und der Baum wird auf diese Weise „gemolken“. 1 Liter Kautschuksaft reicht für 1 Anzug. Allerdings muss zum Yulex-Naturkatuschuk immer noch etwas synthetischer Kautschuk beigefügt werden. 85 % sind Naturkautschuk, 15% synthetischer Kautschuk. Im Vergleich zu Neopren ist dieser immerhin chlorfrei. Die Aussage „100% neoprenfrei“ ist somit richtig, wirkt dadurch dennoch etwas konstruiert, da Neopren für die 15% durch einen anderen petrochemischen Stoff ersetzt wurde. Der Grund, dass es noch nicht 100% Naturkautschuk sind, ist, dass es bislang noch nicht gelungen ist, genügend Flex, also Geschmeidigkeit und Stretch ohne synthetisches Kautschuk zu realisieren. Zudem muss der Anzug UV-Strahlung aushalten und Langlebigkeit garantieren. Daher muss noch immer 15% synthetisches Kautschuk beigemischt werden. Zudem bestehen weitere Schichten wie das Innenfutter aus recyceltem Polyester.
Weitere Informationsquellen:
https://ozon-io.de/2021/11/neoprenanzug-oekologisch-umweltfreundlich/
Entsorgung
Neopren ist nur begrenzt recyclebar und darf nicht verbrannt werden, da es bei der Verbrennung gefährlichen Chlorwasserstoff in die Luft abgeben kann. Chlorwasserstoff ist ein starkes Reizmittel für die Atemwege und die Augen und kann Verätzungen der Nasenschleimhäute und Zahnverfärbungen verursachen.
Daher gibt es zunehmende Initiativen, die Neopren ein „second life“ ermöglichen, wie in Espandrillos oder Schlappen (https://www.dailydose.de/news-ripcurl-neopren-recycling-20080630.htm) oder auch recyclete Anzüge (https://wornwear.patagonia.com/trade-it-in).
Was können wir Manatees machen?
Wir haben jetzt die Möglichkeit unsere alten Neoprenanzüge über einen unserer Mitglieder an eine Organisation in Frankreich (FFESSM Departement VAR, https://ffessm-var.fr/
https://www.facebook.com/CODEP83FFESSM/) zum Recyclen abzugeben, die daraus Sofas, Kissen, Boxsäcke und anderes herstellt.
Die Sammelaktion und Übergabe findet im Sommer statt – und wir werden Euch kurz vorher informieren, damit Ihr dann Eure alten Schätzchen abgeben könnt.
Bis dahin: Eure Neoprenanzüge/Kopfkappen/Handschuhe oder ähnliches bei Euch sammeln und auf unsere nächsten Artikel im Sommer warten!