Bonjour à tous
Bei Tauchgängen gegen Ende des letzten Jahres nahm ich wahllos ein paar der treibenden Wasserpflanzen mit um sie für ein kleines Cyanotypie- (Polaroid) Projekt zu verwenden.
Cyanotypie? – Was ist das?
Euch ist sicherlich schon einmal der Begriff „Blaupause“ begegnet. Früher wurde es in der Reproduktionstechnik zum Beispiel für die Erstellung von technischen Zeichnungen und Plänen eingesetzt. Die so angefertigten Kopien waren Blau (-Weiß), daher der Name „Blaupause.
Die Grundlagen hierfür wurden von dem englische Naturwissenschaftler und Astronom John Herschel im Jahr 1842 entwickelt. Die Cyanotypie (Griechisch wörtlich „Blaudruck“ ) ist neben der Daguerreotypie und Kalotypie das dritte Verfahren um auf fotografischen Weg Bilder herzustellen.
Die Belichtung erfolgt mit UV- oder Sonnenlicht. Im Gegensatz zu anderen fotografischen Verfahren gelten die Chemikalien als ungiftig und können über die Kanalisation entsorgt werden.
Der Satz von Alexander Humboldt „Alles hängt mit allem zusammen“ trifft ganz besonders auf die Cyanotypie zu. Das Mischungsverhältnis der lichtempfindlichen Emulsion, wie die Emulsion aufgetragen wird, das Papier, die Dichte der Folie, das Negativ und der Drucker, die Belichtungszeit, … – alles hat einen Einfluss auf das Endergebnis. Deshalb sind die Cyanotypien nie zu 100% gleich und somit Unikate.
Nachdem die Pflanzen gepresst und trocken waren fotografierte ich sie mal mit Kamera, mal mit dem Smartphone ab. Ich wollte zwei Typen von „Cyanotypien“ herstellen: Einmal sogenannte Fotogramme und einmal mittels digitale Negative.
Bei Fotogrammen wird das Objekt auf das beschichtete Papier gelegt und mit einer Glasplatte beschwert. Die Glasplatte kann natürlich bei größeren Objekten weggelassen werden. Digitale Negative herzustellen ist etwas aufwendiger. Das Foto muss in ein Graustufen-Bild umgewandelt und für den kleineren Tonwertumfang der Cyanotypien, der verwendeten Folie und dem Drucker angepasst werden. Anschließend wird es invertiert, gespiegelt und auf transparenter Folie ausgedruckt.
Die angemischte Emulsion beschichtete ich auf zwei Sorten von Aquarellpapier, drei Inkjet-Fotopapieren (Kodak, HP, Epson) und ein 300dpi Inkjet-Papier von Epson. Wichtig ist, es müssen wasserstabile und säurefreie (acid free) Papiere sein. Aquarellpapiere sollten idealerweise 300g/m2 haben, es können aber auch 250-200 g/m2 sein. Auf Aquarellpapier lassen sich relativ gut gleiche/ähnliche Ergebnisse erzielen. PE-Papiere (Fotopapiere) sind weniger gut vorhersehbar. Scheinbar liegt es an der (Gelantine-?) Beschichtung oder dem Verhalten während des aufgetragen der Emulsion. Das macht den Reiz aus oder wie Bob Ross sagen würde: Happy Accidents!
Weil es soviel Spass machte habe ich gleich noch ein Paar Cyanotypien aus unseren letzten Reisen hergestellt.
Wenn Ihr mehr über die Herstellung von Cyanotypien wissen wollt schreibt einfach eine Mail an unsere Redaktion.