Anreise
Um 6:00 Morgens fuhren wir über die Eifel nach Luxembourg. An der Raststädte Wasserbillig tankten wir das Auto voll, aßen eine Kleinigkeit und fuhren anschließend weiter Richtung Metz. Wir passierten Nancy, Dijon (aus der mein Lieblingssenf Senf „Maille avec Miel“ herkommt) . Die Aussentemperatur schwankte laut Anzeige zwischen 15°-18°C und stieg kurz vor Lyon auf 24°C . Als wir Lyon hinter uns gelassen hatten waren es bereits 28°. Höchste Zeit die Klimaanlage anzustellen. Gemütlich und spritsparend fuhren wir auf der „Autoroute de Solei“ schnurgeradeaus, passierten Montelimar (die Stadt des Nougats), Orange, Aix en Provence und dann weiter Richtung Nice. Die Temperatur erreichte 34° und das zirpen der Zikaden deutet eindeutig darauf hin: Wir sind in der Provence! Die Fahrt verlief ohne große Staus oder Wartezeiten an der Peage (Mautstelle). Um 20:00 Uhr bei noch 31°C erreichten wir das Haus von Veronique (Vero) und Patrick. Nach einer herzlichen Begrüßung zeigte Vero uns unsere Unterkunft. Wir entluden das Auto, packten noch ein paar Dinge aus und genossen bei einem kühlen Getränk den restlichen Abend.
Le Club: Centre Fréjusien d’Exploration Sous-Marine
Unsere Gastgeber:in Vero und Patrick waren bis vor ein paar Jahren Inhaber:in der Tauchbasis CIP Frejus. Eric und Valérie haben nach ihrem stattlichen Examen zum Tauchlehrer:in bei Patrick und Vero zwei Praxis-Jahre gemacht und anschließend die Tauchbasis übernommen.
Patrick und Vero sind leidenschaftliche Taucher:innen und so machten sie mit ihrem Club „Centre Fréjusien d’Exploration Sous-Marine“ einfach weiter, natürlich insgesamt etwas ruhiger und nicht mehr mit einem so stressigen Alltag wie auf einer Tauchbasis. Viele Taucher:innen die wir damals bei CIP kennen gelernt hatten tauchen Heute bei Patrick und Vero.
Tag 1:
Eigentlich wollten wir am ersten Tag Einkäufe erledigen und uns ein bisschen im Städtchen umsehen doch Patrick meinte das Elisabeth (unseren Bekannte) am Nachmittag tauchen wollte. Wir änderten unseren Plan und schlossen uns zu einem ersten Tauchgang an. Nachmittags geht es gewöhnlich zum „Lion de Mer“. Mit dem Zodiac von Port Santa Lucia in Saint-Raphaël sind es nur wenige Minuten bis wir eine der dort fest installierten Bojen erreichen.
Lion de Mer
Diesen Tauchplatz kann man ohne zu übertreiben als eine Legende bezeichnen. An dem langezogenen Felsen wurden unzählige Tauchgänge, Ausbildungen, Baptême (Schnuppertauchen) oder Schnorchelausflüge durchgeführt. Trotz dieser großen „Unruhe“ kann am Lion erstaunlich viel entdeckt werden und irgendwie ist jedes Jahr etwas anderes dabei. Der Felsen bietet für alle Niveaus einen passenden Bereich zum tauchen – mal flacher, mal tiefer.
Normalerweise tauchen wir zwischen dem großen und einem kleineren Felsen durch eine flache Passage hindurch um seitlich hinter dem Lion auf der anderen Seite herauszukommen. Wir entschlossen uns jedoch diesmal quasi „aussen“, also um den kleineren Felsen herum, zu tauchen. Direkt unter den Bojen wo die Boote festmachen tauchen wir ab und dann parallel zum zu den Felsen (den man Überwasser sehen kann). Hier geht es stufenartig immer ein Stück tiefer.
Auf 24-26m (ungefähr auf der Höhe des kleinen Felsen) fangen einige sehr große Gorgonien an. Die Sicht war ausgesprochen gut. Normalerweise ist es hier stockdunkel oder die Sicht nur wenige Meter weit. Doch diesmal konnten wir fast bis zum Sandboden in 36-38m sehen. Ein phantastischer Anblick. An einer Georgien saß eine Gorgonenhaupt (gorgone sevale). Leider hatten wir unsere Kameras noch nicht dabei.
Wir tauchten entlang des kleinen Felsen in 28m weiter. Auf der anderen Seite des Felsens in 30-34m liegt ein kleines Segelboot das machmal zu Übungszwecken verwendet wird. Auch hier war die Sicht sehr gut und so konnten wir das Boot schon vom Weitem sehen. Von dort aus tauchten wir seitlich am Lion an der Steilwand weiter. In 25m entdecken wir dann ein weiteres Grogonenhaupt.
Wir tauchten weiter bis an das Ende der Steilwand. Dort angekommen ist gegenüber ein weiterer Felsen zu sehen. Vom Boden in ca. 34m bis ca 27m erstreckt sich eine schöne kleine Grotte die mit Edelkorallen bewachsen ist. Daher wird die Grotte auch als Grotte à Corail bezeichnet. Wir kehrten jedoch schon vorher um und stiegen auf 14m auf und wurden auf dem Felsrücken von einen großen und mehrere kleinen Merou (Zackenbarsch) begrüßt. In de letzten Jahren sind sie immer häufiger anzutreffen und auch weniger scheu, jedoch kommt man den Tieren nie so nahe wie zum Beispiel in Porquerolles.
Als wir zum Schluß nur noch wenige Meter vom Boot entfernt waren entdeckten wir in 4-5m eine große grünen Seerose (Anemone de-mer-vert) die von einem Schwarm blauer kleiner Jungfische wie eingenebelt war. Nähert man sich vorsichtig und verharrt einen Moment sammelt sich der Schwarm und man wird von den vielen blauen Fischen umkreist.
Ein wirklich toller erster Tauchgang mit dem wir so nicht gerechnet hatten. Wir entschlossen uns am nächsten Tag gleich dort noch einmal zu tauchen, diesmal natürlich mit Kamera.
Es kommt, wie es kommen musste…
Der nächste Morgen war es etwas verhangen. Es klarte dann aber auf. Wird schon…, dachte ich.
Als wir unsere Flaschen ins Auto luden zogen immer mehr Wolken auf. Oje, das wird Unterwasser zu dunkel für gute Aufnahmen. Als wir kurze Zeit später am Lion ankamen wurden wir mit Blitz und Donner empfangen.
Unterwasser war es wie befürchtet dunkel – es glich eher einen Nachtauchgang. Wir versuchten dennoch zu den Gorgonien zu tauchen. Erst auf ca 25m waren die ersten Gorgonie schemenhaft zu erkennen, sofern man wusste das dort überhaupt Gorgonien stehen. Es war stockfinster. Ohne Lampen hätten wir nur wenig sehen könnnen. Ein ziemlich großer Poulpe (Krake) war bereits auf der Jagt. Das Licht unserer Lampen mag er/oder sie jedoch nicht besonders und der Poulpe tauchte ab.
Dann ging es zu dem Segelboot. Auch hier war finster. Das Boot war gestern noch aus mehreren Meter gut sichtbar – jetzt erkannten wir nur ein dunklen Fleck am Meeresboden.
Mein Computer zeigte bereits etwas Deko an und so entschlossen wir uns nicht mehr zu dem Gorgonienhaupt an der Steilwand zu suchen. Wir hätten es unter diesen Bedingungen wahrscheinlich nur schwer wiedergefunden.
Je näher wir der Wasseroberfläche kamen um so deutlicher sahen wir: Es regnete in strömen. Am Boot angekommen peitschten Wellen das Zodiac hin und her. Der Regen kam fast horizontal von vorn und hatte eine solche Geschwindigkeit das es sich eher wie Hagelkörner anfühlte.
Zwei Mittauchen die zu Vorbereitung auf Niveau 4 ihre Übungen absolvierten musste jedoch nochmals ins Wasser. Der Wind nahm immer weiter zu und der Regen wurde immer unangenehmer. Das Zodiac füllte sich immer mehr mit Regenwasser. Wieviel Wasser kann so ein Boot aufnehmen bevor es kritisch wird, fragte ich mich. 20 Minuten später tauchten sie wieder auf – Puh. Als alle wieder an Bord waren fuhren wir durch das aufgepeitschte Meer Richtung Hafen. Nur gut das der Weg ziemlich kurz ist. Andere Boote die am Lion ankerten hatte eine weiterer Strecke vor sich und warteten scheinbar den Sturm ab.
Im Hafen angekommen machten wir das Schlauchboot fest und luden die Ausrüstung aus. Eine Steigerung von „Nass“ gibt es wahrscheinlich nicht – es war also ziemlich egal wie nass wir waren oder wurden. Eine kurze warme Dusche in den Sanitäranlagen des Hafens und wieder raus in den Regen. Wahrscheinlich lässt sich so ein Wetter gelassener nehmen wenn man weiß das der nächsten Tag wieder sonnig und Tempraturen von über 34°C haben wird.
à demain
Stefan